Endlich eine Kamera, die so gut aussieht wie die Bilder, die sie macht

Wenn Apple eine Kamera herstellen würde, sähe sie wahrscheinlich aus wie die Sigma BF

Sigma BF Kamera
(Bildnachweis: Future)

Die Sigma BF hat das Regelwerk des Kameradesigns über den Haufen geworfen. Die meisten Kameras folgen einer festgelegten Formel, einer allgemeinen Form, die ergonomisch angenehm in der Hand liegt und alle notwendigen Funktionen umfasst. Während es einige Variationen gibt, sind keine besonders überraschend.

Einfachheit steht im Mittelpunkt der Sigma BF, und ihr Design basiert tatsächlich auf den Ursprüngen der Fotografie – der Camera Obscura. Schließlich geht es bei der Fotografie nur darum, Licht einzufangen, um ein Bild zu erstellen. Ursprünglich auf Film, aber heutzutage häufiger auf einen digitalen Sensor.

Es ist nicht das erste Mal, dass Sigma eine Kamera geschaffen hat, die die Regeln ignoriert. Das japanische Unternehmen ist am besten für seine Objektive bekannt, die es für alle großen Kamerahalterungen und Kinokameras produziert.

Sigma BF Kamera

(Image credit: Future)

Im Jahr 2008 war die Sigma DPI die erste kompakte DSLR mit einem großen Sensor, der einer DSLR entsprach. Es war ein Zeichen dafür, dass digitale Kameras nicht riesig sein müssen. Im Jahr 2019 trieb die Sigma fp dies auf die Spitze, indem sie eine taschengroße Vollformatkamera mit einem Wechselobjektiv – dem L-Mount von Leica – anbot.

Die BF hat viel mit der fp gemeinsam. Sie verwendet ebenfalls einen 24,6-Millionen-Pixel-Vollformatsensor und ein L-Mount-Objektiv, aber anstelle der traditionellen schwarzen Oberfläche und der Vielzahl von Tasten bietet sie ein sauberes und einfaches Design. Die silberne Aluminium-Monolith (auch in Schwarz erhältlich) sieht aus wie etwas aus der Zukunft. Es ist die Art von Design, die man von Apple oder Teenage Engineering erwarten würde, nicht von einem traditionellen Optikunternehmen.

Sigma BF Kamera

(Image credit: Future)

Wie viel kostet sie?

Hergestellt aus einem soliden Aluminiumblock in Japan, kommt die Sigma BF mit einem Premium-Preis. Das Kameragehäuse kostet 2339 Euro.

Neun der L-Mount-Festbrennweitenobjektive von Sigma sind in Silber erhältlich, um zur BF zu passen. Diese reichen von 17 mm f/4 bis 90 mm f/2.8. Meine Wahl der Objektive ist jedoch das 50 mm f/2, das 696 Euro kostet.

Die Kamera ging am 24. April 2025 in den Verkauf, während einige der Objektive noch vorbestellt werden können.

Sigma BF Kamera

(Image credit: Future)

Gehäuse und Design

Sigma beschreibt die BF als echtes Unibody-Design – sie wird aus einem einzigen massiven Aluminiumblock präzise gefräst. Oben sitzt ein einzelner Auslöser, auf der Rückseite befinden sich drei druckempfindliche haptische Tasten sowie ein Vier-Wege-Wahlrad. Das rückseitige Display misst 3,15 Zoll bei 2,1 Millionen Bildpunkten, ergänzt wird es von einem kleineren Statusbildschirm, der Werte wie Belichtungszeit, Belichtungskorrektur und ISO anzeigt.

Spannend: Ein SD-Karten-Slot fehlt komplett. Stattdessen bringt die BF 250 GB internen Speicher mit – genug für etwa 4.300 DNG-Raw-Dateien, 14.000 JPEGs oder 2,5 Stunden Video in bis zu 6K bei 30 fps. Ein einzelner USB-C-Anschluss dient zum Datenübertragen, Video-Streaming oder Laden des Akkus.

Für eine Kompaktkamera ist die BF ziemlich groß geraten – das Prädikat „hosentaschentauglich“ wird hier ordentlich gedehnt. Mit einem Gewicht von 446 Gramm liegt sie auf dem Niveau kompakter spiegelloser Vollformatkameras von Panasonic oder Sony sowie der Leica M11.

Sigma BF Kamera

(Image credit: Future)

Wie die Panasonic DC-S9 und die Sony A7C II verzichtet auch die Sigma BF auf einen Sucher – Bildausschnitt und Motiv wählst du stattdessen über das rückseitige Display. Dieses bietet allerdings weder einen Schwenk- noch einen Klappmechanismus wie bei Sony oder Panasonic – und auch keine Touch-Steuerung.

Dafür ist der Bildschirm sehr scharf, hell und gut ablesbar. Die Bedienung erfolgt über das Vier-Wege-Wahlrad: Über dieses wählst du die gewünschte Funktion aus, die dann im Status-Display erscheint und sich durch Drehen des Rads anpassen lässt.

Einen klassischen Modus-Wahlknopf gibt’s hier nicht, aber du kannst alle Parameter – also Belichtungszeit, Blende und ISO – auf „Auto“ setzen, um die Kamera entweder im Prioritätsmodus oder vollautomatisch zu betreiben. Nur die Blende lässt sich bei entsprechender Objektivwahl direkt am Objektivring steuern.

Sigma BF Kamera

(Image credit: Future)

Bild- und Videoqualität

Die Sigma BF nutzt einen 24,6-Megapixel-Vollformatsensor – und liefert damit beeindruckend detailreiche Bilder. Besonders in Kombination mit den exzellenten Festbrennweiten entsteht eine gestochen scharfe Bildwirkung mit wunderschön geringer Tiefenschärfe – etwas, das ich bei Kameras mit kleineren Sensoren oder Smartphones oft vermisse.

Gespeichert wird wahlweise als JPEG, DNG oder beides. Die DNG-Raw-Dateien enthalten deutlich mehr Bildinformationen und bieten dir damit viel Spielraum für die Nachbearbeitung. Die JPEGs punkten bereits out of the box mit satten Farben, und du kannst aus zwölf verschiedenen Farbmodi wählen.

Der ISO-Bereich reicht von 100 bis 102.400 – wobei sich bereits ab ISO 1.000 etwas Bildrauschen bemerkbar macht. Das lässt sich jedoch leicht per Software entfernen. Die Belichtungsmessung ist solide, mit wählbaren Optionen für mittenbetonte oder Spot-Messung. Für meine Testfotos habe ich meist mit einem Drittel bis zwei Dritteln unterbelichtet – so blieben auch die hellsten Bildbereiche erhalten.

Sehr praktisch: Du kannst dir beim Fotografieren Hilfslinien für unterschiedliche Seitenverhältnisse im Vorschaubild einblenden lassen. Und nicht nur das – du kannst sogar das finale Bildformat anpassen. Zur Auswahl stehen sieben Seitenverhältnisse, von 21:9 bis 1:1, und diese Einstellung gilt sowohl für JPEGs als auch für RAW-Dateien.

Der Autofokus der Sigma BF ist extrem beeindruckend. Sie kombiniert Phasen- und Kontrast-AF, bietet Einzel- und kontinuierlichen Fokus sowie ein Tracking-System für Menschen und Tiere. In meinem Test erkannte sie zuverlässig das Auge meines Hundes – selbst bei weit geöffneter Blende (f/2) saß der Fokus punktgenau.

Der Videomodus wird über das Aufnahmemenü aktiviert und ermöglicht Aufnahmen in bis zu 6K (6016 x 3384) mit 24 oder 30 fps. Alternativ kannst du in 4K bei 24 oder 30 fps filmen; für höhere Bildraten wie 60, 100 oder 120 fps musst du jedoch auf Full HD (1080p) wechseln.

Die Videoqualität ist beeindruckend – allerdings fehlt der Kamera eine optische Bildstabilisierung, was bei freihändigen Aufnahmen zu spürbarem Verwackeln führen kann. Außerdem hat die Sigma BF keinen mechanischen Verschluss, wodurch es bei schnellen Bewegungen zum Rolling-Shutter-Effekt kommen kann.

Dass 6K und 4K nicht mit 60 fps möglich sind, wurde zwar von einigen kritisiert – für die Zielgruppe dieser Kamera ist das jedoch verschmerzbar. Schließlich wirkt die Wiedergabe mit 24 fps ohnehin cineastischer.

Sigma BF Kamera

(Image credit: Future)

Solltest du die Sigma BF kaufen?

Das hier ist ohne Zweifel eine der coolsten Kameras auf dem Markt. Komplett in Silber und mit ihrem minimalistischen Design zieht sie alle Blicke auf sich – vielleicht ist sie sogar die schönste Kamera, die ich je getestet habe, und das will was heißen nach 20 Jahren Praxiserfahrung.

Retro-inspirierte Digitalkameras wirken oft billig durch Plastikknöpfe oder aufgedruckte Labels – nicht so die BF. Jedes einzelne Element fühlt sich hochwertig und durchdacht an, nichts erinnert an ein nachgebautes Filmkameramodell.

Ich würde die Sigma BF mit Kameras wie der Leica M11-P, der APS-C-Fujifilm X-Pro3 oder sogar der festbrennweitigen, großformatigen Fujifilm GFX 100RF vergleichen. Diese Kamera steht für den Spaß am Fotografieren – nicht nur für das Ergebnis.

Sigma BF Kamera

(Image credit: Future)

Für Purist*innen mag das Fehlen eines Suchers ein Nachteil sein, und auch die fehlende Bildstabilisierung macht die BF nicht gerade zur ersten Wahl für Freihand-Videos. Aber ich finde, genau diese Einfachheit, gepaart mit dem stilvollen Design und einer Prise Eigenwilligkeit, macht den Reiz der Kamera aus.

Für mich ist die Sigma BF nicht bloß ein luxuriöses Spielzeug, sondern ein echtes Statement: Ein atemberaubend schönes Stück Technik mit dem Potenzial des L-Mount-Systems. Sie ist eine Hommage an die Fotografie – und sieht dabei verdammt gut aus.

Sigma BF Kamera

(Image credit: Future)
Mat Gallagher

As T3's Editor-in-Chief, Mat Gallagher has his finger on the pulse for the latest advances in technology. He has written about technology since 2003 and after stints in Beijing, Hong Kong and Chicago is now based in the UK. He’s a true lover of gadgets, but especially anything that involves cameras, Apple, electric cars, musical instruments or travel.

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