Nothing-Chef deutet auf eine Zukunft hin, in der Smartphone-Apps nicht existieren

Würdest du ein Handy wollen, auf dem es keine Apps gibt?

Nothing Phone (2) Review
(Bildnachweis: Future / Mike Lowe)
Kurze Zusammenfassung

Nothing-Gründer Carl Pei sieht eine Zukunft, in der ein KI-gestütztes Betriebssystem auf dem Smartphone Apps überflüssig macht.

Statt Dutzende Apps zu nutzen, soll das Betriebssystem genau wissen, was man will – und die gewünschten Dienste direkt bereitstellen.

Während Nothing sich auf den Launch des Nothing Phone (3) vorbereitet – inzwischen offiziell bestätigt für Juli 2025 – hat Firmengründer und CEO Carl Pei seine Vision für die Smartphones der Zukunft vorgestellt. Und die größte Überraschung: Er sieht eine Zukunft ganz ohne klassische Smartphone-Apps.

In einem Interview mit Wired sprach der ehemalige OnePlus-Chef über seine Idee, wie Künstliche Intelligenz endlich wirklich nützlich werden kann.

Dabei kritisierte er den aktuellen Umgang der Branche mit dem Thema: „Wir wissen alle, dass KI das nächste große Ding ist – und trotzdem versuchen gerade alle nur irgendwie herauszufinden, was daran überhaupt wichtig ist … Es geht nicht darum, schnell irgendwas zusammenzuschustern und dann KI draufzuschreiben, nur um einen Haken zu setzen.“

Genau das sei aber aktuell bei vielen Smartphone-Marken zu beobachten: Alles bekommt ein KI-Label, ist am Ende aber kaum hilfreich. Besonders Apple bekam sein Fett weg: „Letztes Jahr wurde ein riesiger Hype um Apple Intelligence gemacht. Und jetzt, ein Jahr später, sind daraus vor allem ein paar generierte Emojis geworden.“

Stattdessen stellt sich Carl Pei eine Zukunft vor, in der KI extrem personalisiert und eigenständig arbeitet – was unsere Smartphone-Nutzung komplett verändern könnte: „Ich glaube, dass es in Zukunft auf dem Smartphone nur noch eine App geben wird – und das ist das Betriebssystem selbst. Dieses OS wird seine Nutzer*innen genau kennen und optimal auf sie abgestimmt sein.“

Nothing Phone (3) gehalten von Gründer Carl Pei

(Image credit: Nothing)

Die Idee dahinter: Anstatt eine App zu öffnen, um bestimmte Infos oder Funktionen zu nutzen, übernimmt das KI-basierte Betriebssystem diese Aufgabe – ganz automatisch. Das ist es, was mit dem Begriff „agentic“ gemeint ist: Ein System, das eigenständig handelt.

Konkret heißt das zum Beispiel, dass dein Smartphone automatisch deine Workout-Playlist startet, sobald du losläufst. Oder dass es Dienste, die heute noch über Apps laufen, eigenständig kombiniert und automatisiert – ganz ohne manuelles Setup.

Ein gutes Beispiel: Wenn du aktuell eine Routine einrichten willst, um abends beim Zubettgehen automatisch das Licht auszuschalten, brauchst du dafür eine App wie Apple Home, Alexa oder Google Home. Ein agentisches Betriebssystem, das dich kennt, würde diesen Schritt selbst übernehmen – ohne, dass du dich durch Menüs und Einstellungen hangeln musst.

„Der größte Vorteil für die Nutzer*innen ist, dass sie weniger Zeit mit langweiligen Aufgaben verbringen und mehr Zeit für das haben, was ihnen wirklich wichtig ist“, erklärt Pei.

Auch wenn Carl Pei davon ausgeht, dass es noch sieben bis zehn Jahre dauern wird, bis diese Vision Realität wird, weiß er: Die Menschen lieben ihre Apps – und der Abschied davon wird nicht leichtfallen.

Nothing glaubt weiterhin, dass das Smartphone das wichtigste Gerät in unserem Leben ist und der Aufstieg von Zweitprodukten wie dem Gerät, das Jony Ive für OpenAI entwerfen soll oder die neuen Android XR Glasses wird daran nichts ändern.

Doch bis ein Betriebssystem wirklich alles übernehmen kann, ohne dass man eine App öffnen muss, bleiben viele Fragen offen. Was passiert zum Beispiel, wenn wichtige Dienste in der Hand von Google, Amazon oder Apple liegen? Können Dritte überhaupt auf diese Services zugreifen – oder bleibt man am Ende doch wieder im App-System gefangen?

Chris Hall

Chris has been writing about consumer tech for over 15 years. Formerly the Editor-in-Chief of Pocket-lint, he's covered just about every product launched, witnessed the birth of Android, the evolution of 5G, and the drive towards electric cars. You name it and Chris has written about it, driven it or reviewed it. Now working as a freelance technology expert, Chris' experience sees him covering all aspects of smartphones, smart homes and anything else connected. Chris has been published in titles as diverse as Computer Active and Autocar, and regularly appears on BBC News, BBC Radio, Sky, Monocle and Times Radio. He was once even on The Apprentice... but we don't talk about that. 

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