So testet Nike neue Laufschuhe mit Athlet*innen, bevor sie auf den Markt kommen

Die größte Laufmarke der Welt lüftet das Geheimnis ihrer Vomero-Premium-Prototyp-Routine – von verklebten Testpaaren bis zum fertigen Verkaufsschuh

Nike testet Prototypen des Vomero Premium
(Bildnachweis: Nike)

Laufmarken testen neue Schuhe öfter im Freien, als man denkt. Meistens, um ehrliches Feedback von Athlet*innen zu bekommen und herauszufinden, was ihnen wirklich hilft, besser zu laufen.

Wenn du dich in letzter Zeit einem Runningclub angeschlossen oder durch Fotos von Trainingscamps gescrollt hast, könnten dir diese unbenannten schwarzen Trainer bekannt vorkommen.

Mit dem neuesten Vomero Premium Straßenlaufschuh von Nike, der jetzt in den Stores erhältlich ist, gibt die Marke uns Einblick in den Testprozess. Dabei zeigt sie, wie aus dem ersten Prototyp Schritt für Schritt der gepolsterte Trainer wurde, den du heute kaufen kannst.

Auf die Beine hören

Laut einem Artikel, den Nike auf seinem magazinartigen Blog veröffentlicht hat, besteht der erste Schritt darin, frühe Prototyp-Schuhe von allem zu befreien, was sie verraten oder eine Meinung beeinflussen könnte. Das kann bedeuten, dass Zoom-Air-Einheiten abgeklebt, Logos verdeckt oder Zwischensohlen getarnt werden. So können sich Athlet*innen voll auf das Laufgefühl konzentrieren – nicht auf den Look.

In dem Artikel erzählt der amerikanische Marathonläufer Conner Mantz, wie der erste Vomero-Premium-Prototyp Ende 2023 auf seinem Schoß landete – mit Klebebändern, die noch über die Zwischensohle verliefen. Er erklärt, dass es darum ging zu beurteilen, wie sich der Schuh beim Laufen anfühlt: bei gleichmäßigen Meilen genauso wie bei schnelleren Abschnitten. Nicht, wie cool er im Stand aussah.

Der Vomero Premium selbst gehört zur Kategorie der stark gepolsterten Schuhe. Er hat einen 55-Millimeter-Fersenstapel, eine durchgehende Schicht aus ZoomX-Schaum und zwei freiliegende Zoom-Einheiten im Vorfuß und in der Ferse, die ursprünglich von Spikes auf der Bahn übernommen wurden. Dadurch ist er zwar nicht für World-Athletics-Rennen zugelassen, aber ideal für intensives Training und Erholungstage, wenn die Beine etwas mehr Unterstützung brauchen.

Als Mantz merkte, dass sich ein langer Lauf in den Vomeros besser anfühlte als erwartet, begann er, Notizen zu machen – über den Halt des Obermaterials, das Schaumgefühl und die Griffigkeit der Außensohle. Jeder Kommentar, den er machte, floss laut Nike in den nächsten Prototyp ein.

Nike enthüllt den Prototyp-Prozess vor der Markteinführung

Nike stellte der Weltmeisterin Faith Kipyegon eine ganze Reihe an Tools zur Verfügung, um ihr Training für Breaking4 zu ergänzen, darunter auch den noch nicht veröffentlichten Vomero Premium für ihre Erholungsläufe.

(Image credit: Nike)

Von verklebten Mustern zu verkaufsfertigen Schuhen

Die schwarzen Paare, die du bei langen Läufen siehst? Das sind frühe Testschuhe. Nike hält das Design bewusst schlicht, damit sich Athlet*innen ganz auf das Laufgefühl konzentrieren – nicht auf die Optik. Die Läufer*innen nehmen sie für lockere Meilen genauso wie für härtere Einheiten mit und geben anschließend Feedback, was gut funktioniert und was nicht.

Das gesamte Feedback aus den Testläufen fließt ins Nike Sport Research Lab, wo Trainer*innen und Wissenschaftler*innen überprüfen, ob die Daten das bestätigen, was die Athlet*innen gespürt haben. Dort werden VO₂- und submaximale Einheiten gelaufen, die Schuhe während der Tests gewechselt und Effizienzänderungen gemessen. Aus diesen Ergebnissen entstehen die sogenannten „Signale“. Sie helfen Nike zu entscheiden, was verstärkt und was reduziert werden sollte, bevor die nächste Testrunde draußen startet.

Wenn zum Beispiel das Obermaterial reibt, wird es angepasst. Fühlt sich der Schaum zu weich oder zu fest an, wird er überarbeitet. Stimmt die Griffigkeit nicht, geht die Außensohle zurück in die Entwicklung. Neue Muster kommen wieder raus, mehr Feedback kommt rein – der Zyklus wiederholt sich, bis sich der Schuh am Fuß richtig anfühlt und auch auf dem Papier überzeugt.

Die Weltmeisterin Faith Kipyegon erzählt, dass sie einen ähnlichen Prozess für ihr Breaking4-Projekt durchlief – mit einem speziell angepassten Spike für ihre Bedürfnisse und dem Vomero Premium für Erholungstage. Das zeigt: Der Kreislauf ist derselbe, egal ob du Rekorde jagst oder einfach Grundmeilen sammelst.

Dieser Zyklus läuft so lange, bis alles passt. Erst dann segnet Nike das endgültige Design ab und macht daraus das Verkaufsmodell. In Mantz’ Fall waren es fünf Versionen, bis er das Gefühl hatte, dass der Schuh seine Arbeit still im Hintergrund erledigt – so, wie es sein sollte.

Nike Vomero Prototypen

Bei der Entwicklung der Außensohle der frühen Vomero-Premium-Prototypen nahm Nike mehrere Anpassungen vor. Spätere Versionen des Schuhs bekamen ein tieferes Profil und eine breitere Basis für mehr Stabilität, sagt Nike.

(Image credit: Nike)

Nicht nur für Athlet*innen

Erst letzten Monat hat Nike seine NRSL-Forschungseinrichtung weltweit auch für Nicht-Athlet*innen geöffnet – mit London als einer der ersten Städte. Die Einrichtung befindet sich direkt im Nike-Flagship-Store am Oxford Circus.

Trotz des formell klingenden Namens ist das mobile Labor im Grunde ein Check-in von Kopf bis Fuß, um zu sehen, wie du dich bewegst. Es umfasst ein paar Minuten Laufen auf dem Laufband, unterstützt durch die biomechanische Expertise des Labors und markerlose Bewegungserfassung.

Überraschenderweise sind die Laborsitzungen komplett kostenlos. Du musst lediglich vorher einen Termin buchen. Das geht über deine Nike-Mitgliedschaft, indem du dich einloggst und auf der Shop-Seite die verfügbaren Zeiten prüfst.

Komm am besten schon aufgewärmt, in nicht reflektierender Laufkleidung und mit deinen gewohnten Schuhen. Den Rest übernehmen sie. Wenn ich du wäre, würde ich so schnell wie möglich buchen – denn die Slots dürften ziemlich schnell weg sein.

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Lee Bell
Freelance Contributor

Lee Bell is a freelance journalist and copywriter specialising in all things technology, be it smart home innovation, fit-tech and grooming gadgets. From national newspapers to specialist-interest titles, Lee has written for some of the world’s most respected publications during his 15 years as a tech writer. Nowadays, he lives in Manchester, where - if he's not bashing at a keyboard - you'll probably find him doing yoga, building something out of wood or digging in the garden.

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