

Kerstin Findeisen
Kurze Zusammenfassung
Das Concept AMG GTXX ist das erste vollelektrische Konzept der hauseigenen Tuning-Gruppe von Mercedes und bietet eine echte Alternative zu seinen legendären V8-Motoren durch Formel-1-inspirierte Technologie.
Das Auto verfügt über einen brandneuen elektrischen Antriebsstrang und eine gekühlte Batterieeinheit, um eine hohe kontinuierliche Leistung und ultraschnelles Laden mit über 850 kW zu bieten.
Das Concept AMG GT XX ist weit mehr als nur ein Zeichen der Absicht von Mercedes-AMG. Denn kaum eine Fahrzeugklasse ist so heikel, wenn es um die Elektrifizierung geht, wie Sportwagen. AMG – die Performance-Tochter von Mercedes-Benz – steht seit jeher für einige der beeindruckendsten Modelle der Marke, vom SLS bis hin zum AMG One. Und sie alle hatten eines gemeinsam: Den Motor.
AMG-Triebwerke werden in Handarbeit im Werk in Affalterbach bei Stuttgart gefertigt. Die V8-Motoren gelten als das Herzstück dieser Fahrzeuge – ihr Wegfall dürfte bei eingefleischten Fans für Herzklopfen sorgen.
Doch Mercedes setzt auf eine neue elektrische Seele: Die Konzern-Tochter Yasa hat für das Konzeptfahrzeug ein Axialfluss-Antriebssystem entwickelt. Dank Torque Vectoring und Getriebe an der dualen Hinterachse sowie einem Differenzial an der Vorderachse bringt der GT XX über 1000 kW Leistung (1360 PS) auf die Straße – und damit genau die rohe Kraft, die man von einem Sportwagen erwartet.
Von GP zu DC
Der Motorsport war schon oft Wegbereiter für Technologien, die später in Serienfahrzeugen zum Einsatz kamen – und auch beim Concept AMG GT XX ist das der Fall. Mercedes hat gemeinsam mit dem eigenen Formel-1-Team einen Großteil der neuen Technik entwickelt, allen voran die Batterie, die für dauerhaft hohe Performance sorgen soll.
Die 800-Volt-Batterie verfügt über ein hochmodernes Flüssigkühlsystem, das sowohl schnelleres Laden als auch eine gleichmäßigere Leistungsabgabe ermöglicht – deutlich effizienter als herkömmliche Akkus in E-Autos. Mercedes gibt eine durchschnittliche Ladeleistung von über 850 kW an, in der Spitze sogar noch mehr – und das über einen gewöhnlichen CCS-Anschluss. Gleichzeitig schont das ausgeklügelte Kühlsystem die Akkuzellen, indem es die Temperatur konstant hält und so deren Lebensdauer erhöht.
Zur Gesamtreichweite des Modells hat sich Mercedes noch nicht geäußert, aber wenn der Ladevorgang mit voller Geschwindigkeit läuft, sollen sich in nur fünf Minuten bis zu 400 Kilometer Reichweite in die Batterie pumpen lassen. Genau diese Ladezeiten sind der Traum vieler E-Auto-Fans – und kommen dem Tanken an der Zapfsäule endlich sehr nahe.
Licht und Klang
Die Technik endet beim Concept AMG GT XX noch lange nicht unter der Haube. Eine elektro-lumineszente Lackierung sorgt dafür, dass bestimmte Farbpigmente aufleuchten können – zum Beispiel während des Ladevorgangs. So entsteht eine animierte Grafik auf dem Auto, die wie eine Ladeanzeige aussieht. Sind alle Balken beleuchtet, ist der Akku voll.
Am Heck befindet sich außerdem das sogenannte MBUX Fluid Light Panel. Über 700 individuell programmierbare LEDs erzeugen hier einen 3D-Pixeleffekt, der vom AMG-Logo über den Ladestatus bis hin zu persönlichen Begrüßungs- oder Abschiedsnachrichten alles anzeigen kann.
Und selbst die Frontscheinwerfer haben noch ein Extra parat. In ihnen sind Lautsprecher verbaut, die Außengeräusche erzeugen. Das soll einerseits Fußgänger*innen auf das Fahrzeug aufmerksam machen – und spart andererseits Gewicht, weil Sound und Licht in einer Einheit stecken.
Energieeinsparung
Felgendesigns haben großen Einfluss auf die Reichweite – deshalb setzt der GT XX auf ein neues Active Aero-Felgendesign. Dabei schließen spezielle Platten die Zwischenräume der Fünf-Speichen-Felgen, um den Luftwiderstand zu minimieren. Das Besondere – die Platten lassen sich bei Bedarf wie Lüftungsklappen öffnen, um die Bremsen zu kühlen. Ein Aktuator im Felgenzentrum funktioniert wie ein Dynamo und erzeugt die nötige Energie dafür – ganz ohne die Batterie des Fahrzeugs zu belasten.
Auch im Innenraum zeigt das Konzept neue umweltfreundliche Technologien. Ein innovatives Leder-Alternativmaterial besteht aus recyceltem Gummi alter GT3-Rennreifen. Das sogenannte Labfiber Biotech-Leder fühlt sich wie hochwertiges Luxusleder an, ist aber doppelt so reißfest.
Außerdem kommt ein biomaterialbasierter Garn zum Einsatz, der sich seidenweich anfühlt und für Designelemente im Interieur verwendet wird. Und damit die Carbon-Sitze perfekt passen, werden sie mithilfe von 3D-Druck individuell an die Körperform der Fahrerin oder des Fahrers angepasst.
Wird man ihn irgendwann auf der Straße sehen?
Der AMG GT XX ist bislang nur ein Konzeptfahrzeug – ähnlich wie der Vision EQXX, dem er nicht nur optisch erstaunlich nahekommt. Doch wie der EQXX bereits als Technologieträger für den neuen Mercedes-Benz CLA diente, dürfte auch der GT XX in naher Zukunft ein echtes AMG-Modell auf die Straße bringen. Und wenn das Serienfahrzeug auch nur annähernd an das Konzept herankommt, wird es ein echtes Highlight auf der Straße.
As T3's Editor-in-Chief, Mat Gallagher has his finger on the pulse for the latest advances in technology. He has written about technology since 2003 and after stints in Beijing, Hong Kong and Chicago is now based in the UK. He’s a true lover of gadgets, but especially anything that involves cameras, Apple, electric cars, musical instruments or travel.