Ich bin das vollelektrische Maeving RM2 gefahren – und dank ein paar cleverer Updates ist es jetzt das perfekte Gesamtpaket

Maevings neues Elektromotorrad behält sein aufsehenerregendes Retro-Design, bietet aber jetzt Platz für zwei

Maeving RM2
(Bildnachweis: Ed Hill)

Falls du mit Maeving, dem britischen Hersteller für Elektromotorräder, noch nicht vertraut bist – hier ein kurzer Crashkurs:

Die Gründer Seb und Will, ehemalige Uni-Freunde, wollten Pendler*innen den Einstieg in die Welt der Elektromobilität erleichtern. Nach einer Reise nach China entdeckten sie eine Marktlücke für kompakte, alltagstaugliche E-Motorräder, die nicht versuchen, klassischen Verbrennern Konkurrenz zu machen.

Leistungsärmere Zweiräder, die sich bequem in Wohnungen oder Stadtwohnungen laden lassen, bieten eine stylishe Alternative zu stickigen U-Bahnen – und sehen dabei auch noch verdammt gut aus.

Mit der RM1 brachte Maeving sein erstes Modell auf den Markt – und sorgte für ordentlich Aufsehen. Das Retro-Design zeigte stolz, dass hier Akkus und Elektromotoren am Werk sind, statt sie zu verstecken.

Ein leichtes Chassis und ein Retro-Solo-Sitz im Bobber-Stil machten das Bike zum idealen City-Cruiser, während das herausnehmbare Akkusystem dafür sorgte, dass man es problemlos in der Wohnung oder im Büro laden konnte.

Maeving RM2

(Image credit: Ed Hill)

Maeving brachte anschließend das Modell RM1S auf den Markt, dessen Höchstgeschwindigkeit von 45 auf rund 113 km/h gesteigert wurde – ideal also, um sich auch auf schnelleren Straßen wohlzufühlen.

Die elektrische Reichweite der Modelle mit zwei Akkus lag bei rund 130 Kilometern, was selbst für längere Pendelstrecken locker ausreichte.

Das neueste Modell, die RM2, baut auf diesem Konzept auf und punktet mit einem praktischen Soziussitz – also einem zweiten Sitz hinter dem Fahrer für eine weitere Person –, sodass nun auch zu zweit gefahren werden kann. Außerdem lässt sich erstmals ein passend entwickeltes Maeving-Topcase anbringen, das 30 Liter zusätzlichen Stauraum für etwa einen Helm bietet.

Nach einem Tag auf dem neuen Modell – gemeinsam mit Gründer Seb – wurde schnell klar: Während die RM1 und RM1S darauf abzielten, den Markt aufzumischen, ist die RM2 das Modell, mit dem Maeving eine breitere Zielgruppe erreichen will.

Leistung und Alltagstauglichkeit

Maeving RM2

(Image credit: Ed Hill)

Obwohl sich an dem RM2 nicht allzu viel geändert hat, wirkt es wie ein komplett anderes Motorrad. Der längere, fast flache Soziussitz – also der zweite Sitz hinter dem Fahrer – lässt das Bike größer wirken, obwohl die Maße nahezu unverändert sind.

Das hintere Schutzblech ist jetzt unter dem Sitz montiert statt dicht am Hinterrad, wodurch Rücklicht und Nummernschild etwas höher sitzen. Kleine Unterschiede, die den Charakter der Maschine komplett verändern.

Wie zu erwarten, gibt es zusätzliche klappbare Fußrasten für den Sozius, und die Scheibenbremsen vorne und hinten wurden verstärkt, um das mögliche zusätzliche Gewicht zu bewältigen – die RM2 kann nun bis zu 215 kg tragen.

Basierend auf den gleichen Grundelementen wie beim RM1S erreicht das RM2 eine Höchstgeschwindigkeit von 113 km/h, mit einer maximalen Leistung von 11,1 kW. Das maximale Drehmoment liegt bei 261 Nm, und die kombinierte Reichweite beträgt bei vollem Dual-Akku rund 130 km.

Wie bei allen Maeving-Modellen ist es möglich, das RM2 mit einem A1- oder B196-Führerschein zu fahren, allerdings sind Leistung und Höchstgeschwindigkeit dann begrenzt. Für das Mitnehmen einer zweiten Person wird in Deutschland ein voller Motorradführerschein (A2 oder höher) benötigt.

Wer die passenden Fahrerlaubnisse besitzt, kann die volle Leistung, die 113 km/h Höchstgeschwindigkeit und die Möglichkeit, Mitfahrer*innen zu transportieren, nutzen. Wartung und mechanische Arbeiten (die ohnehin minimal ausfallen) werden direkt bei dir zu Hause von einem zertifizierten Maeving-Mechaniker erledigt – ein bisschen wie bei Tesla.

Entspanntes Fahren

Maeving RM2

(Image credit: Ed Hill)

Beide Maeving-Gründer kennen und leben die Vorteile des Pendelns mit dem Motorrad. Damit kann ich mich nur anschließen, denn nichts bietet so viel Freiheit und Kopf-frei-Potenzial wie ein „Leben hinter den Lenkergriffen“.

Das RM2 öffnet die Tür zu diesem Club auf eine besonders zugängliche Weise: kein lautes Auspuffgeräusch, kein dröhnender Motor, der Stress verursacht. Die aufrechte Sitzposition und der komfortable, flache Sitz sorgen dafür, dass sich auch Einsteiger*innen mit ein wenig Zweiraderfahrung in wenigen Minuten zurechtfinden.

Die Gassteuerung über den klassischen Drehgriff reagiert angenehm gleichmäßig, während die am Lenker angebrachten Vorder- und Hinterradbremsen kraftvoll, gut dosierbar und auch für Motorrad-Neulinge leicht zu bedienen sind.

Es gibt drei Fahrmodi (Ride, Sport und Eco), wobei die meisten wohl auf Sport bleiben. Die Beschleunigung ist beeindruckend schnell bis etwa 65 km/h, bevor sie etwas abflacht und bei rund 113 km/h die Höchstgeschwindigkeit erreicht.

Dank der schlanken Karosserie und des niedrigen Schwerpunktes ist das RM2 perfekt zum Durchschlängeln im Stadtverkehr, für Staus, enge Gassen und andere Abkürzungen. Sie lässt sich einfach extrem leicht fahren.

Maeving RM2

(Image credit: Ed Hill)

Der Nabenmotor im Hinterrad ist nahezu wartungsfrei – es gibt keine Kette, die geölt werden müsste, und auch kein Öl, das man regelmäßig kontrollieren muss. Im Grunde reicht es, Bremsbeläge und den allgemeinen Verschleiß im Blick zu behalten.

Während unseres Tests verbrachten wir fast einen ganzen Tag sowohl auf schnelleren Landstraßen als auch im dichten Stadtverkehr – und kamen mit noch rund 50 Kilometern Restreichweite im „Tank“ im Lieblingscafé an. Die Reichweite dürfte also für die meisten Pendelstrecken völlig ausreichen.

Im Gegensatz zu früheren Maeving-Modellen lassen sich die herausnehmbaren Doppelbatterien nun entweder extern oder direkt am Motorrad über eine Steckdose laden. Das ist praktisch für alle, die ihre Akkus in der Wohnung laden müssen – aber auch für diejenigen, die eine Garage oder einen Schuppen mit Stromanschluss besitzen.

Ein vollständiger Ladevorgang dauert etwa sechs Stunden, doch ein typisches 20–80 %-Laden ist in rund zweieinhalb Stunden erledigt. Es ist außerdem möglich, nur eine der beiden Batterien aufzuladen – die Bordelektronik sorgt dabei automatisch für eine optimale Leistungsbalance.

Gleicher Stil, mehr Alltagstauglichkeit

Maeving RM2

(Image credit: Ed Hill)

Ich mochte sowohl die ursprüngliche Maeving RM1-Modell als auch das spätere RM1S-Modell – man merkt einfach, dass sie von echten Motorradliebhabern entworfen und gebaut wurden.

Schließlich hat sich das britische Unternehmen einige der besten Köpfe von Triumph, BSA und Norton ins Boot geholt, um sicherzustellen, dass seine Maschinen deutlich mehr leisten, als die technischen Daten vermuten lassen.

Das RM2 führt dieses Erbe fort und ergänzt es um eine gute Portion Alltagstauglichkeit – etwa durch die Möglichkeit, eine zweite Person mitzunehmen oder die elegant designte 30-Liter-Heckbox zu montieren, die perfekt zu den klaren Linien des Motorrads passt.

Wie schon bei den früheren Modellen gibt es ein elektronisch verriegelbares Staufach anstelle des Tankbereichs, und die stilvollen Aluminiumabdeckungen der Akkus öffnen sich per Knopfdruck – kleine, aber feine Details, die Maeving deutlich von günstigeren E-Motorrädern abheben.

Wo das RM1 und das RM1S noch puristische Einsitzer für Stilbewusste waren, ist das RM2 die vernünftigere Wahl – ideal für Pendler*innen, Gelegenheitsfahrerinnen oder einfach alle, die Spaß am Fahren haben und etwas Besonderes für den Alltag suchen.

Maeving RM2

(Image credit: Ed Hill)

Der einzige wirkliche Haken ist der Preis: Das RM2 startet bei 9.495 Euro – fast doppelt so viel wie Hondas großartiges und stylishes GB350S und sogar teurer als das kräftige Royal Enfield Bear 650.

Beide Modelle haben Verbrennungsmotoren und verlangen zumindest einen Führerschein der Klasse A2 – dafür bekommt man aber auch kräftige Bikes fürs Geld.

BMWs hervorragender Elektro-Scooter CE 02 ist mit 8.500 Euro ein wenig günstiger und wirkt dank integriertem Display und Smartphone-Anbindung technisch ausgereifter – trotz seines unkonventionellen Designs.

Doch elektrisch zu fahren ist heutzutage selten günstig, und Maeving darf für sein einzigartiges Retro-Design und die überzeugenden Fahreigenschaften durchaus einen Aufpreis verlangen.

Wer die zusätzliche Alltagstauglichkeit und Vielseitigkeit des RM2 schätzt, wird den Aufpreis gegenüber dem RM1S wohl gerne investieren.

Leon has been writing about automotive and consumer tech for longer than he cares to divulge. When he’s not testing the latest fitness wearable and action camera, he’s out in a shed fawning over his motorcycles or trying not to kill himself on a mountain bike/surfboard/other extreme thing. He's also a man who knows his tools, and he's provided much of T3's drills coverage over the years, all without injuring himself.

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