Es gab eine Zeit, da war der Unterschied zwischen klassischen Smartwatches und Lauf- und Multisportuhren klar. Erstere waren super für grundlegendes Gesundheits- und Fitness-Tracking wie Schritte und Herzfrequenz, während man für Workouts zu Performance-Wearables griff.
Dank der Fortschritte bei Smartwatch-, GPS- und Sensortechnologie sind die Grenzen mittlerweile verschwommen. Fast alle großen Smartwatch-Marken messen inzwischen nicht nur deine Herzfrequenz, sondern auch Herzfrequenzvariabilität, Blutsauerstoff, Stresslevel, Schlaf und vieles mehr.
Huawei ist eine der eher unauffälligen Marken, die still und leise eines der umfassendsten Gesundheits- und Fitness-Wearable-Systeme in der Smartwatch-Welt aufbaut. Mit der heiß erwarteten Watch GT 6 setzt die Marke die Messlatte erneut ein Stück höher.
Das schlankere, sportlichere Geschwistermodell des Flaggschiffs Huawei Watch 5, die Watch GT 6, soll die erste Smartwatch sein, die virtuelle Radleistung und eine FTP-Berechnung bietet – und damit den separaten Leistungsmesser überflüssig macht.
Sie bringt außerdem fortschrittliche Sportmetriken mit, wie zum Beispiel Höhenverlaufskarten fürs Trailrunning, detaillierte Vektorkarten fürs Golfen und Hangmetriken fürs Skifahren. Dazu kommen eine verbesserte GPS-Genauigkeit, Sturzerkennung und Routennavigation über Komoot und andere Drittanbieter-Apps.
Das Petal-Paradoxon
Allerdings hinken die Smart-Funktionen der Huawei Watch GT 5 wegen des Android-Verbots vor ein paar Jahren auch 2025 noch hinterher. Während Samsung Galaxy Watch 8 Classic-Nutzer:innen Apps wie Google Maps oder Google Kalender nutzen können, setzt Huawei auf eigene Lösungen wie Petal Maps.
Auch wenn die Apps inzwischen besser geworden sind, würde ich Petal Maps noch nicht genug vertrauen, um mich damit quer durchs Land navigieren zu lassen. Da greife ich lieber zu Google Maps. Trotzdem geht’s voran: Petal Maps bietet mittlerweile Abbiegehinweise für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen, inklusive Vibrationsfeedback beim Abbiegen.
In Kombination mit den neuen Radfunktionen ist es leicht zu verstehen, warum die Watch GT 6 manche Radfahrer:innen dazu bringen könnte, vom Apple- oder Samsung-Ökosystem zu Huawei zu wechseln. Dazu kommt, dass die Huawei-Health-App, in die all deine Daten fließen, sowohl auf Android-Smartphones, auf Samsungs One-UI-Geräten als auch auf iPhones funktioniert.
Dieser systemunabhängige Ansatz erleichtert den Wechsel von der Apple Watch zu Huawei, weil du dafür kein neues Smartphone brauchst. Ich glaube zwar nicht, dass jetzt massenhaft Radfahrer:innen ihre Apple Watch Series 10 gegen die Watch GT 6 eintauschen, aber beim nächsten Upgrade überlegen sie es sich vielleicht zweimal.
Wie die Watch GT 6 deine Stimmung misst
Leider hatte ich bisher keine Gelegenheit, alle neuen Features auszuprobieren. Ich war unterwegs und habe mir dann noch eine Erkältung eingefangen – Radfahren und Trailrunning waren in der letzten Woche also keine Option. So sieht der Alltag als Smartwatch-Tester eben aus.
Getestet habe ich aber den Rest, inklusive (tief Luft holen) Schlaf- und Stressmessung, EKG, Erkennung arterieller Steifheit, smarte Benachrichtigungen, tägliches Aktivitätstracking und meine neue Lieblingsfunktion: die Überwachung des emotionalen Zustands.
Ja, die Huawei Watch GT 6 kann deinen emotionalen Zustand im Blick behalten, ohne dass du etwas dafür tun musst. Laut der Uhr bin ich gerade entspannt, während ich diesen Text schreibe. Und vor rund 20 Minuten war ich noch fröhlich. Emotionale Zustände hängen natürlich eng mit Stress zusammen.
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich würde nicht behaupten, völlig im Einklang mit meinen Emotionen zu sein. Oft verwechsle ich Langeweile mit Hunger – was dazu führt, dass ich manchmal schon eine halbe Stunde nach dem Frühstück wieder am Kühlschrank stehe.
Entsprechend ist es schwer, die Genauigkeit der Emotionserkennung der Watch GT 6 objektiv zu beurteilen. Immerhin hat Huawei mich nie eines Nervenzusammenbruchs beschuldigt, während ich auf dem Sofa saß und ferngesehen habe (schaut euch an, Oura Ring 4).
Das Schlaftracking ist zuverlässig, und in der bereits erwähnten Huawei-Health-App findest du erweiterte Metriken. Die App ist übersichtlich aufgebaut; ich hatte keine Probleme, mich darin zurechtzufinden. Zusätzlich gibt es Apple-Watch-ähnliche Aktivitätsringe, die du täglich schließen kannst – ein bekanntes, aber bewährtes Motivationssystem.
Die Watch GT 6 erinnert dich daran, dich zu bewegen, wenn du eine Stunde lang gesessen hast. In meinem Test meldete sie sich allerdings auch dann, wenn ich kurz zuvor noch in der Küche beschäftigt war. Kalorien- und Aktivitätstracking funktionierten ansonsten zuverlässig.
Scharfer und heller
All dieses Gerede über Features ließ mich fast die physischen Specs der Watch GT 6 vergessen. Die Uhr gibt es in zwei Größen: 41 mm und 46 mm. Das kleinere Modell ist mit seinen ergonomischen, schwenkbaren Schlaufen besonders für schmalere Handgelenke gemacht.
Die Watch GT 6 Pro kommt mit einem neuen 1,47-Zoll-AMOLED-Panel, das eine Spitzenhelligkeit von 3000 Nits erreicht. Die Auflösung ist bei beiden Größen gleich: 466 × 466 Pixel für das 41-mm- und das 46-mm-Modell. Die 46-mm-Variante hat jetzt eine leicht erhöhte, aber schlankere Timing-Lünette und trägt das achteckige Design, für das Huawei inzwischen bekannt ist.
Zu den Verzierungen und Armbandoptionen werde ich nicht jedes Detail auflisten – das würde den Rahmen sprengen. Es gibt aber jede Menge Farben und Materialien, von veganem Leder bis hin zu Fluoroelastomer. Für Workouts bevorzuge ich letzteres: Leder bekommt beim Schwitzen schnell Flecken und Fluoroelastomer trägt sich angenehmer, gerade wenn du die Smartwatch rund um die Uhr trägst.
Der entscheidende Punkt
Die Akkulaufzeit der Watch GT 6 ist bei beiden Versionen beeindruckend. Das 46-mm-Modell hält mit einer Ladung bis zu 21 Tage durch, die kleinere 41-mm-Variante kommt immer noch auf rund zwei Wochen ohne Nachladen. Ich habe die Watch GT 6 Pro direkt aus der Box genommen und seitdem durchgehend genutzt, ohne sie ein einziges Mal zu laden. Der Akku steht trotzdem noch bei 28 Prozent – und das trotz gelegentlichem Workout-Tracking.
Die GPS-Akkulaufzeit ist ebenfalls beeindruckend. Im Dual-Band-Modus hält die Watch GT 6 bis zu 45 Stunden durch. Soweit ich weiß, gibt es keine Möglichkeit, auf Single-Band umzuschalten, um Akku zu sparen.
Zum Vergleich: Die oben erwähnte Forerunner 970 kommt auf 15 Tage Smartwatch-Betrieb und 25 Stunden SatIQ-GPS-Laufzeit. Daran sieht man, warum die Specs der Huawei so positiv auffallen.
Ich will die Forerunner keineswegs schlechtreden – beide Uhren richten sich an unterschiedliche Zielgruppen. Aber es fällt schwer, den Aufpreis für eine Garmin zu rechtfertigen, wenn andere Modelle ähnlich präzises Trainings- und Wellness-Tracking zu einem deutlich niedrigeren Preis bieten.
Was die Watch GT 6 kostet
Und damit komme ich zum vielleicht besten Aspekt der Watch-GT-Serie: dem Preis. Die Watch GT 6 startet bei £229 (~ $309 / AU$468), während die Watch GT 6 Pro preislich bei £329 (~ $444 / AU$672) liegt – meiner Meinung nach ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Ich würde die Watch GT 6 der Huawei Watch 5 vorziehen, weil sie einfach mehr fürs Geld bietet. Selbst Huawei betrachtet das Flaggschiff-Modell eher als Nischenprodukt, aber das Wertversprechen der GT-Serie ist schwer zu schlagen.
Werde ich jetzt plötzlich überall Menschen mit einer Watch GT 6 am Handgelenk sehen? Wohl kaum. Aber Huawei hat seinen Groove bei Wearables gefunden, und die GT 6 ist, wenn nichts anderes, eine verlockende Option in einem zunehmend gesättigten Markt.
Die Watch GT 6-Serie ist jetzt bei Huawei UK erhältlich.

Matt Kollat is a journalist and content creator who works for T3.com and its magazine counterpart as an Active Editor. His areas of expertise include wearables, drones, fitness equipment, nutrition and outdoor gear. He joined T3 in 2019. His byline appears in several publications, including Techradar and Fit&Well, and more. Matt also collaborated with other content creators (e.g. Garage Gym Reviews) and judged many awards, such as the European Specialist Sports Nutrition Alliance's ESSNawards. When he isn't working out, running or cycling, you'll find him roaming the countryside and trying out new podcasting and content creation equipment.