Sennheiser HD 620S im Test: ein klarer Fall

Sennheisers einzigartiges geschlossenes Design für eine Produktreihe, die bisher ausschließlich aus offenen Kopfhörern bestand

Sennheiser HD 620S im Test
(Bildnachweis: Sennheiser)
T3 Fazit

Wann sind geschlossene Kopfhörer keine geschlossenen Kopfhörer mehr? Bei den Sennheiser HD 620S handelt es sich um das am wenigsten geschlossen klingende Paar geschlossener Kopfhörer, das man derzeit für diesen Preis bekommt.

Pro
  • +

    Offener und geräumiger Klang nach Maßstab geschlossener Kopfhörer

  • +

    Ordentlich gebaut und verarbeitet

  • +

    Entspannt und informativ

Kontra
  • -

    Kein besonders auffälliges Hörerlebnis

  • -

    Die Passform könnte nicht jedem zusagen

  • -

    Nicht zusammenklappbar

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Den klanglichen Raum und die Luftigkeit von offenen Kopfhörern mit der fehlenden Klangdurchlässigkeit von geschlossenen Kopfhörern zu verbinden – das klingt wie ein unmöglicher Traum, oder?

Nicht laut Sennheiser. Mit den HD 620S hat das Unternehmen ein geschlossenes Design in eine bisher aus offenen Kopfhörern bestehende Produktreihe eingeführt – und das mit der ausdrücklichen Absicht, alle klanglichen Vorzüge einer offenen Konfiguration mit der isolierten Natur der geschlossenen Alternative zu vereinen.

Unmöglich? Lasst es uns anhand dieses Testberichts über die Sennheiser HD 620S herausfinden.

Sennheiser HD 620S: Preis und Verfügbarkeit

Die Sennheiser HD 620S sind jetzt auf dem Markt und kosten 290 € pro Paar. In den USA liegen sie bei 349 $, während sie in Australien für 599 AU$ erhältlich sind.

Es gibt natürlich einige Optionen, wenn es um die besten kabelgebundenen Over-Ear-Kopfhörer in dieser Preisklasse geht. FiiOs planar-magnetische FT5 kommen mir in den Sinn, ebenso wie einige Paare von Grado. Das sind aber alles offene Designs – geschlossene Optionen sind eher dünn gesät…

Sennheiser HD 620S im Test: Funktionen – was ist neu?

Sennheiser HD 620S im Test

(Image credit: Future)

Abgesehen von der Tatsache, dass es sich bei den HD 620S um geschlossene Kopfhörer handelt, während die Sennheiser HD 600-Reihe seit vor der Jahrhundertwende aus offenen Kopfhörern besteht, gibt es hier nur sehr wenig zu berichten. Wie im Abschnitt „Design“ dieses Testberichts allzu offensichtlich werden wird, ist Sennheiser nicht daran interessiert, Neuland zu betreten, sondern möchte lieber das Beste aus dem bestehenden Terrain herausholen.

Daher gibt es auch nicht viel zu berichten, was die „Funktionen“ anbetrifft – nicht einmal eine Inline-Fernbedienung und/oder ein Mikrofon am Kopfhörerkabel. So ziemlich das einzige Merkmal, das eine Erwähnung wert ist, sind die 42-mm-Breitband-Dynamiktreiber, die die HD 620S verwenden, um den Sound an deine Ohren zu bringen.

Jeder Treiber wird von einer ultraleichten Aluminium-Schwingspule unterstützt und sitzt in einer angewinkelten Schallwand, die darauf ausgelegt ist, den Luftstrom zu optimieren und die weiträumige, luftige Präsentation zu schaffen, die bei offenen Kopfhörern so geschätzt wird. Sennheiser behauptet, dass diese Treiber für einen Frequenzbereich von 6 Hz bis 30 kHz geeignet sind – das entspricht einem Bereich von „Meeresbodentiefe“ bis zu Höhen „jenseits des Hörbaren“.

Sennheiser HD 620S im Test: Leistung

Sennheiser HD 620S im Test

(Image credit: Future)

Sollten Sennheisers Ambitionen für die HD 620S darin bestanden haben, „geschlossene Kopfhörer, die klingen, als könnten sie offen sein“ zu produzieren, haben sie dieses Ziel auf jeden Fall erreicht. Die HD 620S bieten eine Offenheit, Luftigkeit und Weiträumigkeit, die stark an offene Kopfhörer erinnert, ohne den engen, direkten Klang typischer geschlossener Modelle.

Doch es braucht mehr als nur einen luftigen Sound, um zu den besten Kopfhörern zu gehören. Und hier glänzen die HD 620S. Sie sind in der Lage, eine unglaubliche Menge an Details zu erfassen, sowohl in komplexen als auch in einfachen Aufnahmen. Sie nehmen selbst kleinste Nuancen wahr und stellen sie in einem klaren Kontext dar, ohne dabei auch nur ein bisschen analytisch zu klingen. Die Musik fließt auf natürliche und angenehme Weise, ohne dass das Detail verloren geht.

Sennheiser HD 620S im Test

(Image credit: Future)

Der rhythmische Ausdruck ist gut, dank erheblicher Kontrolle und Grip im niedrigen Frequenzbereich, und die HD 620S zeigen ordentlich Biss und Glanz am anderen Ende des Frequenzspektrums. Doch es ist der Mitteltonbereich, der am deutlichsten von der offenen Natur des Sennheiser-Sounds profitiert. Er ist freizügig und kommunikativ, besonders bei Gesang, und kann dessen Nuancen herausarbeiten und ihm viel Raum zur Entfaltung geben. Die Klangbühne ist – um es zu übertreiben – weiträumig und luftig, aber trotzdem gut definiert. Es gibt eine Einheit und Einzigartigkeit in der Art und Weise, wie die HD 620S eine Aufnahme wiedergeben, was keineswegs bei jedem Preis oder jeder Konfiguration selbstverständlich ist.

Die HD 620S haben jedoch nicht ganz das beste Blatt. Ihr entspannter und gelassener Ansatz ist gut und schön, bis sie auf Material stoßen, das einen kräftigen dynamischen Impuls erfordert – bei den größten Veränderungen in Intensität und/oder Lautstärke stoßen sie an ihre Grenzen. Sie bieten auch nicht das eindrucksvollste Hörerlebnis überhaupt. „Höflich“ ist eben nur bis zu einem gewissen Punkt eine positive Eigenschaft, und wenn ein unhöfliches Maß an Drive und Energie nötig ist (besonders im unteren Frequenzbereich), bleiben die HD 620S lieber zurückhaltend.

Sennheiser HD 620S im Test: Design und Benutzerfreundlichkeit

Sennheiser HD 620S im Test

(Image credit: Future)

Einigen wir uns auf „funktional“, oder? Gott weiß, dass es schwierig (und nicht unbedingt ratsam) ist, das Design von Over-Ear-Kopfhörern zu verändern – aber die Sennheiser HD 620S scheinen eher konstruiert als designt worden zu sein.

Es gibt nichts wirklich Auffälliges oder auch nur Interessantes am Aussehen dieser Kopfhörer, und die Tatsache, dass sie sich nicht flach zusammenklappen lassen, bedeutet, dass das eher unauffällige Design beim Tragen nicht kompakter wird. Dennoch wiegen sie mit 350 g kaum schwerer als nötig.

Was die Verarbeitungsqualität angeht, brauchen sich die HD 620S jedoch nicht zu verstecken. Sie bestehen größtenteils aus Kunststoff (mit einigen Metallverstärkungen an den wichtigen Stellen), und die strukturierte Oberfläche auf der Rückseite der Ohrmuscheln erinnert an den bei Final Audio beliebten „Washi“-Effekt.

Sennheiser HD 620S im Test

(Image credit: Future)

Der mit Kunstleder überzogene Memoryschaum der Ohrpolster ist großzügig bemessen, ebenso der des inneren Kopfbügels, der in der von Sennheiser so geschätzten „Fontanelle“-Manier geteilt ist. Die Klemmkraft ist spürbar, aber nicht unangenehm, und die Aufhängung sorgt dafür, dass die HD 620S für eine längere Zeit bequem bleiben – vorausgesetzt, dein Kopf ist nicht zu breit, um den Druck schnell zu bemerken.

Was die „Untauglichkeit“ betrifft: Nun, es handelt sich um kabelgebundene Kopfhörer – da gibt es nicht wirklich viel zu erklären. Das mitgelieferte Kabel ist 1,8 m lang und wird über einen Twist-Lock-Stecker mit der linken Ohrmuschel verbunden. Es endet in einer 3,5-mm-Klinke, zudem ist ein 6,3-mm-Adapter im Lieferumfang enthalten. Ein alternatives Kabel mit einem symmetrischen 4,4-mm-Anschluss könnte schon jetzt erhältlich sein – falls nicht, dann sicherlich bald.

Sennheiser HD 620S im Test: Urteil

Sennheiser HD 620S im Test

(Image credit: Sennheiser)

Alles in allem sind die Sennheiser HD 620S derzeit die unangefochtene Nummer eins in ihrer eigenen Klasse. Willst du die Vorteile eines offenen Kopfhörers auch in der Öffentlichkeit genießen, gibt es kein anderes Paar geschlossener Kopfhörer, das so überzeugend wirkt.

Natürlich muss man bei Dynamik und Unmittelbarkeit Abstriche machen, aber es ist schwer vorstellbar, dass ein Kopfhörer in dieser Preisklasse ganz ohne Kompromisse auskommt. Und kein anderer Audiohersteller schafft es so gut wie Sennheiser, diese Balance zu erreichen.

Ebenfalls eine Überlegung wert

Wie bereits erwähnt, gehören die besten kabelgebundenen Over-Ear-Kopfhörer in dieser Preisklasse meist zu den offenen Designs. Daher ist ein Vergleich nicht ganz fair, da das Tragen offener Kopfhörer in der Öffentlichkeit eine eher unsoziale Handlung ist, die ich nicht unterstützen möchte.

Wer sie jedoch privat nutzen möchte, sollte die planar-magnetischen FT5 von FiiO in Betracht ziehen. Diese bieten einen hervorragenden Klang, sind allerdings nicht für Menschen mit kleineren Köpfen geeignet.

Auch die Beyerdynamic DT900 Pro X verdienen Aufmerksamkeit, besonders für diejenigen, die Kopfhörer suchen, die sowohl für Monitoring als auch für das einfache Musikhören geeignet sind.

Simon Lucas is a freelance technology journalist and consultant, with particular emphasis on the audio/video aspects of home entertainment. Before embracing the carefree life of the freelancer, he was editor of What Hi-Fi? magazine and website – since then, he's written for titles such as Wired, Metro, the Guardian and Stuff, among many others. Should he find himself with a spare moment, Simon likes nothing more than publishing and then quickly deleting tweets about the state of the nation (in general), the state of Aston Villa (in particular) and the state of his partner's cat.